Eine Hebamme aus Leidenschaft geht in Pension

37 Jahre war Margo Willi als Hebamme im Spital Wil tätig und hat dabei unzähligen Wilerinnen und Wilern auf die Welt geholfen. Nun verabschiedet sie sich in die Pension.

Margo Willi freut sich sehr, dass sie an ihrem letzten Arbeitstag nach 37 Jahren im Spital Wil Tiziana Ferigutti-Bonucelli bei der Geburt von Eleonora begleiten durfte.

«Ich betrachte die Wehen als eine positive Kraft», sagt Hebamme Margo Willi. Sie gehören ebenso wie der damit verbundene Schmerz zum natürlichen Prozess der Geburt. Es gelte, diese anzunehmen und dem eigenen Körper zu vertrauen. Dabei kann eine Hebamme unterstützend wirken. «Aber als Hebammen sind wir nicht erst bei der Geburt zur Stelle: Wir begleiten die Frauen umfassend vor, während und nach der Geburt», so Margo Willi. Seit 40 Jahren ist sie als Hebamme tätig, 37 davon im Spital Wil. Die Zahl der Geburten, die sie in dieser Zeit begleitet hat, ist nicht zu beziffern. «Das spielt auch keine Rolle, denn jede Geburt ist sowieso individuell», sagt sie. Inzwischen habe sie aber sogar Frauen bei der Geburt begleitet, bei deren eigener Geburt sie bereits als Hebamme dabei gewesen war. 

Leidenschaft für die Geburtshilfe

Trotz vieler Geburten und Erfahrung: «Jede Geburt ist anders, jede Frau individuell. Als Hebamme muss ich mich einfühlen können und jederzeit richtig reagieren», beschreibt sie ihre Aufgabe. Eine Geburt begleiten zu dürfen, sei immer wieder ein wunderbares Gefühl. «Wenn du das einmal erlebt hast, kommst du davon nicht mehr weg», so Margo Willi. Dass sie in 40 Jahren nie über einen Berufswechsel nachgedacht hat, erstaunt bei dieser Leidenschaft nicht. Aber 37 Jahre beim selben Arbeitgeber? «Das hätte ich damals auch nicht gedacht», so Margo Willi. Nach der Ausbildung zur Hebamme in Deutschland wollte sie unbedingt im Ausland arbeiten. Die Stelle in Tansania aber sagte ihr nicht zu. So kam sie nach Wil mit dem Plan, drei Jahre zu bleiben.

Familiäre Atmosphäre

Dass es anders kam, lag nicht nur daran, dass sie ihren Mann kennenlernte und mit ihm eine Familie gründete. «Ich fühlte mich im Spital Wil auch einfach von Anfang an sehr wohl. Die familiäre Atmosphäre, die Verbundenheit untereinander haben es mir angetan», beschreibt sie. Natürlich habe sich in den vergangenen vier Jahrzehnten auch vieles in der Geburtshilfe verändert, aber letztlich bleibe eine Geburt eine Geburt. Sie persönlich schätzt es sehr, dass die Philosophie im Spital Wil der Natürlichkeit der Geburt und damit auch der Rolle der Hebamme einen grossen Platz einräume. «Die Geburtshilfe im Spital Wil bietet aus meiner Sicht die goldene Mitte. Aufgrund der überschaubaren Grösse können wir jede Geburt sehr individuell begleiten und bieten ein breites Spektrum zwischen hebammengeleiteter Geburt und diversen medizinischen Unterstützungsmöglichkeiten an», sagt sie.

Noch eine Geburt am letzten Arbeitstag

Das hat auch Tiziana Ferigutti-Bonucelli angesprochen, als sie in der Schwangerschaft auf die unterstützende Betreuung durch die Hebammen im Spital zurückgriff. «Für die Geburt meiner ersten Tochter war ich nicht in Wil», sagt Tiziana Ferigutti-Bonucelli. Gerade das Familiäre und die sehr persönliche Betreuung während der Schwangerschaft hätten sie dann aber davon überzeugt, sich in Wil zur Geburt anzumelden. Am 26. Mai nun hat sie ihre Tochter Eleonora im Spital Wil geboren. «Ich habe mich richtig entschieden, ich fühle mich rundum gut aufgehoben», sagt sie glücklich. Für Tiziana Ferigutti-Bonucelli war es die zweite Geburt, für Margo Willi die letzte, welche sie begleiten durfte.

Trotz Pension noch aktiv

Wird der langjährigen Hebamme das nicht fehlen? «Ich sehe alles im Leben positiv, nicht nur die Geburtswehen», antwortet Margo Willi lachend. Sie freue sich auf die Pension, wird aber weiterhin Frauen im ambulanten Wochenbett betreuen. «So ganz lassen, kann ich es dann doch nicht», sagt sie.