Newsletter Nr. 7 | Herbst 2019
Der Fachbereich Altersmedizin der Spitalregion Fürstenland Toggenburg ist neu eine anerkannte Weiterbildungsstätte. Damit können Geriater auch in Wattwil und in Wil ausgebildet werden.
Im Alter präsentieren sich Erkrankungen und ihr Verlauf mit einem veränderten Erscheinungsbild. Ältere Menschen sind oft gebrechlich und leiden an mehreren Krankheiten. Das weiss die Geriatrie, weshalb sie sich als medizinische Spezialdisziplin ausschliesslich mit der Betreuung von älteren Menschen befasst. Neu kann ein zukünftiger Geriater sein Wissen in der Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) erlangen. Der Fachbereich Altersmedizin wurde kürzlich durch das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung anerkannt als Weiterbildungsstätte Fachgebiet Geriatrie Kategorie B. So können anderthalb Jahre der insgesamt dreijährigen Zusatzausbildung Schwerpunkt Geriatrie hier absolviert werden. Verantwortlicher Leiter des Weiterbildungsprogramms ist Dr. med. Bernard Kistler, Leitender Arzt Altersmedizin in der SRFT. «Die Zertifizierung bringt die hohe Qualität unserer Leistungen zum Ausdruck, denn sie bestätigt, dass wir die Anforderungen an Prozesse, Organisation und vieles mehr erfüllen.»
Eigenständiges ärztliches Betreuungsteam
Das eigenständige ärztliche Team, bestehend aus einem Leitenden Arzt, zwei Oberärzten und drei Assistenzärzten, betreut und behandelt die stationären Patienten der Altersmedizin in Wattwil. Seit 2018 besteht eine Kooperation mit der Thurvita AG, im Rahmen deren die Patientinnen und Patienten des Pflegezentrums Fürstenau in Wil im Brückenangebot Thurvita Care durch die Ärzte der SRFT betreut werden.
Laufender Ausbau der Altersmedizin
Die Altersmedizin hat in der SRFT eine lange Geschichte. Bereits vor über 40 Jahren entstand am Spital Wattwil eine geriatrische Abteilung, die sich 2006 mit der Einweihung der Akutgeriatrie etabliert hat. Die Abteilung, deren Fokus auf der individuellen Pflege, Behandlung und Begleitung von älteren Menschen liegt, hat sich laufend weiterentwickelt und spezialisiert. Heute umfasst ihr Angebot 22 Betten. Ihr Hauptfokus liegt auf der geriatrischen Akutrehabilitation mit einer fixen Therapiedauer, wobei auch andere ältere Patienten von der spezialisierten pflegerischen und ärztlichen Behandlung auf der Abteilung profitieren.
Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg bietet in der Wundsprechstunde an beiden Standorten eine individuelle Begleitung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden und eine auf sie abgestimmte Therapie. In Wil steht dafür auch eine neue Methode zur Verfügung.
Für die Patienten bedeuten chronische Wunden nicht nur Schmerzen sondern auch anderweitige Beeinträchtigungen im Alltag. Die Ursachen für chronische Wunden sind vielfältig. Das Ulcus cruris venosum nimmt mit bis 80% aller chronischer Wunden eine führende Rolle ein, die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter (>60 Jahre) und Adipositas. An zweiter Stelle steht das diabetische Fuss-Ulcus mit einer Inzidenz von 2.5-5.9% und Prävalenz von 2-10% (gesamtschweizerisch 5%). Dies bedeutet allein im Einzugsgebiet der Spitalregion Fürstenland Toggenburg bis zu 300 Neuerkrankungen pro Jahr, Tendenz steigend.
Wundsprechstunden an beiden Standorten
Die SRFT bietet für diese Patienten sowohl in Wattwil als auch in Wil Wundsprechstunden an. An beiden Standorten finden diese Sprechstunden inzwischen zweimal wöchentlich statt. Betreut werden die Patienten durch einen Chirurgen und eine Wundexpertin. «Im Rahmen der Wundsprechstunde bieten wir den Betroffenen eine persönliche, individuelle Begleitung während des Heilungsprozesses an. Dabei suchen wir gemeinsam mit dem Patienten die geeignete Therapie» erläutert Dr.med. Carine Bucher, Oberärztin mbF Chirurgie und Gesamtverantwortliche für die Wundsprechstunden in der SRFT.
Verschiedene Methoden
Nebst den klassischen Wundauflagen (unter anderem PU-Schaumstoffe, Hydrofasern, VAC-Verband) oder der Behandlung mit Medizinalhonig kommt in Wil seit Kurzem auch die innovative Methode der Kaltplasmatherapie (CE zertifizierter Kaltplasma Jet, Medizinalprodukt der Klasse IIa seit 2013, FA Neoplas Tools GmbH) zum Einsatz. Dabei wird die Wunde mit einem Kaltstrahl aus gasförmigem Argon im Sinne einer plasma-supplementierten Wundheilung behandelt. Die in vivo Antiseptik mit Endotoxin-Inaktivierung und Plasma-Débridement führt zur Entfernung (Peeling) zerstörter Zellen (durch Aktivierung der Apoptose) einschliesslich der Mikroorganismen (auch MRSA) sowie zur Stimulation der resorptiven Entzündung und der Zellproliferation. Die Therapie ist effektiv, schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen sehr gut verträglich. «Derzeit ist sie die vorherrschende Anwendung als letzter Ausweg in Fällen, in denen die konventionelle Behandlung versagt», so Carine Bucher. Für Patienten, die keine operative Wundreinigung wünschen oder keine Narkose tolerieren, deren Wunden jedoch infiziert oder mit Nekrosen belegt sind, wird die Fliegenlarventherapie angeboten. Bei der Larventherapie werden biologisch gezüchtete, desinfizierte Maden auf die Wunde aufgelegt, welche diese durch ein rein biochemisches Débridement von der Nekrose befreien.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
«Welche Therapie wir anwenden, hängt von den individuellen Bedürfnissen der Patienten sowie deren Bereitschaft zur Achtsamkeit im Alltag ab», sagt die Chirurgin mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von chronischen Wunden.
Unabhängig davon, welche Therapie die Patientinnen und Patienten wünschen, ziehen die Wundexpertinnen bei Bedarf weitere Fachpersonen oder Spezialisten bei. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Angiologie, der Ernährungs- und Diabetesberatung sowie der Physiotherapie kann am Spital Wil über kurze Wege gewährleistet werden. Für therapieresistente Fälle oder Patienten mit einer interventionsbedürftigen paVK arbeitet die SRFT eng mit der Angiologie und plastischen Chirurgie des Kantonsspital St. Gallen zusammen.
Das Spital Wil verfügt über ein modernes Therapiebad, in welchem die Physiotherapie sowohl Einzel- als auch Gruppentherapien durchführen kann. Tobias Egli, Leiter Physiotherapie erläutert, weshalb das Therapiebad für die Physiotherapie wertvoll ist und für welche Patienten sich eine Wassertherapie anbietet.
Herr Egli, welche Vorteile bringt die Therapie im Wasser?
Bewegungen sind im Wasser wegen des Auftriebs sehr leicht auszuführen. Bei schnellen Bewegungen ergibt sich im Wasser ein Widerstand. Diese Eigenschaften nutzen wir aus.
Für welche Patientinnen und Patienten ist diese Therapie besonders geeignet?
Frisch operierte Patienten, insbesondere Schulterpatienten und Patienten mit einer Teilbelastung der unteren Extremität.
Gibt es Kontraindikationen?
Ja, die wichtigen sind: akute Infekte und Entzündungen, offene Wunden (sofern sie zu gross sind um abgedeckt werden zu können), bestimmte Hauterkrankungen, Anfallsleiden (z.B. Epilepsie), starkes Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz und schwere Herzrhythmusstörungen und Angina Pectoris, hoher- oder zu niedriger Blutdruck, starke Inkontinenz.
Existieren Studien über die Wirksamkeit der Wassertherapie?
Ja, es gibt verschiedenste Studien dazu. Beispielsweise konnten signifikante Verbesserungen der Wassertherapie gegenüber der Therapie im Trockenen für die Rehabilitation von Knie- und Hüfttotalprothesen in den Parametern Schmerz, Beweglichkeit und Aktivitäten des alltäglichen Lebens nachgewiesen werden. Ich erachte die Kombination von Trocken- und Wassertherapie oft als sehr wirkungsvoll für den Patienten.
Was bringt es Ihnen als Physiotherapeut, auf ein Therapiebad zurückgreifen zu können?
Wir können postoperativen, rheumatologischen sowie neurologischen Patienten einen umfassenden Service bieten. Die spezialisierten Therapien im Trockenen können wir mit den Vorteilen des Therapiebades kombinieren. Wir haben mit dem Therapiebad zudem eine geeignete Trainingsoption für reduzierte Patienten. So kann es beispielsweise sehr geeignet sein für Leute, die sich schlecht entspannen können.
Wird die Wassertherapie nur in Gruppen angeboten oder kann die Wassertherapie auch Bestandteil von Einzeltherapien sein?
Je nach Beschwerden sind die Patienten alleine oder mit anderen Teilnehmern im Bad.
Gibt es fixe Wassertherapieangebote in der SRFT?
Ja, wir haben fixe Zeiten eingeplant für diverse Gruppen.
Nicht alle Menschen fühlen sich im Wasser gleich wohl? Hat das einen Einfluss auf die Wahl der Therapie?
Ja, man soll sich wohl fühlen in der Therapie. Wir haben um das ganze Bad herum Stangen, an denen man sich halten kann. Bei gewissen Patienten kann der/die Therapeut/in mit ins Bad gehen. Sofern die Leute sich zu unsicher oder unwohl fühlen ist von einer Therapie im Bad abzuraten.
Auch die Gruppe könnte für gewisse Patientinnen und Patienten ein Hinderungsgrund sein, insbesondere die Durchmischung der Geschlechter. Wie gehen Sie damit um?
Die Durchmischung der Geschlechter ist in der Regel kein Problem.
Wir haben jedoch eine Frauengruppe, welche vor allem auch von Frauen mit Migrationshintergrund geschätzt wird. Wir sind bestrebt die Kundenwünsche zu erfüllen damit sich jeder und jede wohl fühlt.
Tragen die Kassen die Kosten für die Wassertherapie?
Mit einer Verordnung werden die Kosten in der Regel übernommen. Wir holen für jeden Patienten eine Kostengutsprache ein.
Seit dem Jahr 2013 befindet sich am Spital Wil einer von drei Notarztstandorten im Kanton St. Gallen. Kürzlich wurde der Standort, an dem auch Notärzte ausgebildet werden, geprüft und reakkreditiert.
Im Notfall muss es schnell gehen. Im Jahr 2018 rückte das Notarzteinsatzfahrzeug zu 775 Einsätzen vom Standort Wil aus. Dabei geschah dies in 90% der Fälle innert zwei Minuten. Damit stellt Wil als einer von drei Notarztstandorten im Kanton St. Gallen die notärztliche Versorgung sicher. Von Wil aus werden das Toggenburg, das Fürstenland und die Region Uzwil versorgt. Der Notarzt wird dabei durch die Fachärzte für Anästhesie sowie erfahrenen Assistenzärzten der Klinik für Innere Medizin der Spitalregion Fürstenland Toggenburg gestellt. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag an die sofortige Verfügbarkeit eines ausgebildeten Facharztes. Vor Kurzem wurde der Notarztstandort am Spital Wil reakkreditiert. Er gilt damit als zertifizierter Einsatz- und Ausbildungsstandort.
Hohe Anforderungen an Notarztstandort
Die Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin SGNOR hat kürzlich ihr Curriculum für die Ausbildungen zum Notarzt und zum Klinischen Notfallmediziner mit Fähigkeitsausweis überarbeitet. Im Zuge dessen wurden die bestehenden Notarzt- und Ausbildungsstandorte überprüft und reakkreditiert. Anforderungen, die ein Standort zu erfüllen hat sind unter anderem eine gewisse Anzahl Einsätze, die Sicherstellung eines 24-Stunden-Notarztdienstes, eine ständige Anbindung an die Notrufzentrale, sofortige Einsatzbereitschaft des Notarztes oder eine hohe Frequenz an Einsätzen infolge eines sehr schweren Notfalls. Der Notarztstandort Wil erfüllt diese Anforderungen.
Schnelle Rettung rund um die Uhr
Das Spital Wil ist seit 2013 zusammen mit St. Gallen und Grabs ein kantonaler Notarztstandort. Die Anbindung des Standorts an ein Spital bringt gemäss Dr. med. Christoph Heer, Leiter des Notarztstandortes Wil, den Vorteil mit sich, dass Notärzte durch ihre Anstellung am Spital den medizinischen Hintergrund und die spitalbetriebliche Routine beherrschen. «Darüber hinaus können sie die Zeit zwischen den Einsätzen optimal nutzen.» Die Notarztstandorte werden durch die Rettung St. Gallen und die Spitalregionen betrieben. Der Notarzt rückt zusätzlich zum Rettungsteam aus, wenn es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handelt. Aufgeboten wird er wie der Rettungsdienst durch die Kantonale Notrufzentrale.
Die Rettung St. Gallen gewährleistet eine Versorgung innerhalb von 15 Minuten in 90% der Fälle. Dafür stehen elf Stützpunkte, 160 Mitarbeitende und 15 Einsatzfahrzeuge im Kanton zur Verfügung. Insgesamt leistete die Rettung St. Gallen im Jahr 2018 über 27000 Einsätze, 2740 davon mit Notarzt. Die Stützpunkte im Einzugsgebiet der Spitalregion Fürstenland Toggenburg liegen in Wil, Wattwil, Bütschwil und Alt St. Johann.
Was begeistert Sie am allermeisten in Ihrem Beruf?
Man weiss nie was einen erwartet, jeder Tag ist wieder eine Herausforderung. Das macht die Arbeit sehr spannend und herausfordernd.
An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten?
Als ich in der OP- und Bettendispo angefangen habe, wurden nach zwei Wochen meine Vorgesetzte und eine Mitarbeiterin krank. Ich musste alles ganz alleine machen, es war eine grosse Herausforderung für mich. Als ich am Abend nach Hause ging war ich erschöpft und zugleich sehr stolz auf mich, dass ich dies alles gemeistert hatte.
Wie erholen Sie sich von Stress?
Bei meiner Familie, in der Natur und in den Bergen.
Was ist für Sie Inspiration?
Eine innere Sehnsucht, eine Idee, eine Erkenntnis, die unser Leben bereichert, berührt oder sogar verändert.
Wer oder was hat Sie in Ihrem Leben am meisten geprägt?
Meine Grossmutter (Zürigrosi).
Helden Ihrer Kindheit?
Michael aus Lönneberga
Ihre grössten Laster?
Gummibärli, ab und zu rauche ich eine Zigarette.
Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben?
Ausgeglichen, ruhig, loyal
Empfang
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