Newsletter Nr. 9 | Frühling 2021
Ab Juni 2021 beteiligen sich auch die Ärztinnen und Ärzte der Notfalldienstkreise Uzwil und Flawil/Degersheim am Betrieb der Integrierten Notfallpraxis im Spital Wil.
Die demographische Entwicklung unter den Ärzten führte in den letzten Jahren zu einer immer höheren Dienstbelastung für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, was häufig auch ein Problem bei der Suche nach Nachfolgern darstellt. Daher sind in der ganzen Schweiz Kooperationen zwischen den Hausärzten und den Notfallstationen entstanden. In unserer Region übernimmt die Notfallstation Wil seit zehn Jahren die Notfallnummer in der Nacht für die Dienstkreise Uzwil und Wil. Der Dienstkreis Flawil/Degersheim hat eine vergleichbare Regelung mit dem Spital Flawil.
Mit den Ärzten des Notfalldienstkreises Wil konnte die SRFT Anfang 2018 mit der Inbetriebnahme der Integrierten Notfallpraxis im Spital Wil einen weiteren wichtigen Schritt zur Verbesserung der Situation erreichen. Die Notfallnummer wird durchgehend ins Spital Wil umgeleitet und die dienstpflichtigen Ärzte im Dienstkreis Wil erfüllen ihre Dienstpflicht in der INP (Mo-Fr drei Stunden abends, Sa/So sechs Stunden). Hausbesuche decken die Niedergelassenen nach wie vor rund um die Uhr ab.
Für die einzelnen Ärztinnen und Ärzte im Dienstkreis Uzwil hat sich derweil die Situation bezüglich Dienstbelastung zugespitzt. Daher suchten die Uzwiler Ärzte 2019 einen Zusammenschluss mit dem Dienstkreis Flawil. Allerdings wurden zwei separate Nummern beibehalten (Umleitung in der Nacht und am Sonntag in die Spitäler Wil bzw. Flawil), womit die Uzwiler Kollegen ans Spital Wil angebunden blieben, während die Anbindung der Flawiler und Degersheimer ans Spital Flawil bestehen blieb. Mit der bevorstehenden Schliessung des Spitals Flawil im Sommer 2021 benötigen daher die niedergelassenen Kollegen dieser Region eine neue Lösung. Auf der Suche nach dieser Lösung hat sich gezeigt, dass eine Kooperation mit der INP Wil eine gute Kooperationsmöglichkeit bieten würde, die für alle Beteiligten Vorteile bringt.
Nach einem ersten Sondierungsgespräch im Dezember 2020 zwischen Vertretern der SRFT und allen drei beteiligten Dienstkreisen konnte denn auch eine grundsätzliche Einigung über eine Integration des Notfalldienstkreises Uzwil - Flawil/Degersheim mit den 27 dienstleistenden niedergelassenen Ärzten erreicht und in der Zwischenzeit der Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen werden. Ab Juni 2021 werden demzufolge auch die Ärztinnen und Ärzte aus den Regionen Uzwil und Flawil/Degersheim ihren Notfalldienst auf der INP des Spitals Wil leisten. Dadurch kann neu am Wochenende während der gesamten Öffnungszeit eine Besetzung der INP durch niedergelassene Ärzte gewährleistet werden.
Mit zwei neuen Belegärzten wird das urologische Angebot verstärkt. Das Team der Allgemein- und Viszeralrchirurgie wird mit Dr. med. Christian Sartoretti als Chefarzt Stv. komplettiert.
Urologisches Angebot in Wil gewährleistet
Im April nehmen zwei Urologen ihre Belegarzttätgikeit im Spital Wil auf. Die beiden Fachärzte für Urologie Dr. med. Michael Turgut und Dr. med. Mustafa Tutal eröffnen per Anfang April eine urologische Praxis im Zedernpark Wil und treten damit die Nachfolge von Dr. med. Hans Hassler an, der seine Praxis aufgibt. Während sie kleinere Eingriffe wie Vasektomien und Zirkumzisionen in der Praxis vornehmen, werden sie grössere operative Eingriffe im Spital Wil durchführen. Michael Turgut und Mustafa Tutal bieten das gesamte Spektrum der Urologie an, u.a. der Uroonkologie, Neurourologie und Andrologie sowie umfangreiche Diagnostik inkl. sonografischer, endoskopischer und urodynamischer Untersuchungen. Beide haben ihre urologische Facharztausbildung am Kantonsspital St. Gallen absolviert. Vor dem Schritt in die Selbstständigkeit erweiterten sie ihre Erfahrungen als Oberärzte der Urologie – Michael Turgut in den Spitälern Frauenfeld und Münsterlingen und Mustafa Tutal im Kantonsspital Winterthur.
Dank ihrer Praxis in Kombination mit der belegärztlichen Tätigkeit im Spital Wil bleibt die urologische Versorgung in Wil auch nach der Pensionierung von Hans Hassler gewährleistet bzw. kann sogar erweitert werden. Dr. med. Konstantin Ebauer, Leitender Arzt Urologie SRFT, führt sein operatives sowie sein Sprechstunden- Angebot für die Patienten aus der Region Wattwil und ergänzend in Wil in gewohntem Umfang fort.
Netzwerk Allgemein- und Viszeralchirurgie
Zur Etablierung der kantonalen Netzwerkstrategie im Bereiche Allgemein- und Viszeralchirurgie hat die Geschäftsleitung Dr. med. Christian Sartoretti per 1. April zum Chefarzt Stv. Allgemein- und Viszeralchirurgie gewählt. Der erfahrene Viszeralchirurg ist bereits seit 2018 im Rahmen der Kooperation mit dem KSSG als Leitender Arzt für schwerpunktspezialisierte Viszeralchirurgie und Koloproktologie für die Spitalregion Fürstenland Toggenburg tätig und hat das Sprechstundenangebot sowohl in Wil als auch in Wattwil erweitert. Die Wahl von Christian Sartoretti stellt nach der Wahl von Joanna Janczak zur Chefärztin der neuen Klinik Allgemein- und Viszeralchirurgie per Anfang Jahr einen weiteren Schritt in der Konstitutionierung des Netzwerkes «Allgemein- und Viszeralchirurgie St.Gallen» dar.
Bereits seit einem Jahr prägt die Corona-Pandemie unser Leben. Sie als niedergelassene Ärzte und uns als Spital auch in beruflicher Hinsicht besonders.
Uns beschäftigten in der ersten Welle insbesondere der Umgang mit dem neuen Krankheitsbild, die Schutzkonzepte, die Vorbereitung auf die Bewältigung einer möglicherweise sehr hohen Zahl an Corona-Patienten sowie der Umgang mit dem Verbot der Durchführung von nicht-dringlichen Behandlungen und Eingriffen. Der erwartete drastische Anstieg der hospitalisierten Covid-19-Patienten blieb aber aus.
In der zweiten Welle jedoch war der stationäre Bereich der SRFT durch eine grosse Anzahl an Covid-19-Patientinnen und -Patienten stark gefordert. Zwischen Oktober und Dezember 2020 wurden an beiden Standorten 315 Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Virus-Infektion hospitalisiert. Diese pflegeintensiven Patientinnen und Patienten und die teilweise tragischen Verläufe brachten die in die Behandlung involvierten Mitarbeitenden an die körperliche und psychische Belastungsgrenze. Seit Anfang Januar liegt die Anzahl der bei uns hospitalisierten Covid-19-Patienten auf einem stabil tiefen Niveau von durchschnittlich sechs bis sieben Patientinnen und Patienten an beiden Standorten.
In der folgenden Grafik sehen Sie die Auslastung der Spitäler der SRFT mit Covid-19-Patienten im Vergleich zu anderen Patienten:
Neben dem stationären Bereich waren während der gesamten Pandemie die Notfallstationen besonders gefordert. Als erste Anlaufstelle waren sie durchwegs mit verschiedenen Aspekten der Pandemie konfrontiert. Senad Tabakovic, Leitender Arzt der Notfallstation Wil, gibt Auskunft darüber, wie er diese Zeit erlebt hat:
Was waren und sind die Herausforderungen in der Pandemie für die Notfallstationen?
Senad Tabakovic: Die Pandemie stellte die Notfallstationen vor zahlreiche neue Herausforderungen, wie beispielsweise die auf den neuen Erreger angepasste Sortierung und Leitung der Patientenströme, der Schutz des Personals und der Patienten vor einer Ansteckung im Spital und die häufigen Adaptationen der Prozesse aufgrund der sehr dynamischen Situation. Die speziellen katastrophenmedizinischen Prozesse bei einem respiratorischen Erreger führen zu einer zeit- und ressourcenintensiven Arbeitsweise und verlangen den Mitarbeitenden der Notfallstationen grosse Flexibilität und Lernfähigkeit ab. Gleichzeitig muss die Arbeit unter den speziellen Schutzvorkehrungen ständig mit gebotener Vorsicht und Konzentration gemacht werden, denn eine kleine Unaufmerksamkeit kann zu einer Ansteckung führen.
Wo stiessen Sie an Grenzen?
Die initiale Situation im Frühling 2020 mit schweizweitem Mangel an Schutzmaterial für das Personal fand ich sehr belastend. Wir wussten damals nicht, wie und wann die Ansteckungen im Spital erfolgen und wie man sich am besten schützt. Der Umgang mit dieser Situation als Leiter der Notfallstation, der am Arbeitsplatz für die Gesundheit des Teams verantwortlich ist, gehörte zu den herausforderndsten Aufgaben meiner Karriere – sowohl organisatorisch wie auch kommunikativ und emotional.
Was hat Ihnen geholfen, die Situation zu meistern?
Ich hatte die Situation im März 2020 bereits auf einer schwer betroffenen Notfallstation in Zürich miterlebt und konnte von diesen wertvollen Erfahrungen in der neuen Rolle profitieren. Auch war der rege und konstruktive Austausch mit Kolleginnen und Kollegen der SRFT sehr hilfreich. Das ganze Spital half mit und unterstützte uns an der Front.
Welche Umstände – neben den körperlichen Problemen – waren für die Patienten besonders schwierig?
Eine schwierige Situation für Patientinnen und Patienten und deren Angehörige stellte sicher das Besuchsverbot dar. Ein Notfall ist immer auch mit Ängsten verbunden und da möchte man als Patient eine vertraute Person bei sich wissen. Dies ist aus infektiologischen Gründen leider nicht möglich gewesen. Umso wichtiger war es, die Patienten und ihre Angehörigen gut zu informerien, damit sie diese Massnahme nachvollziehen konnten.
Wie haben Sie persönlich die Situation erlebt?
Für mich war es immer das Wichtigste, dass das Team möglichst unbeschadet die kritischen Situationen übersteht. In solchen Situationen ist es enorm wichtig, dass die Mitarbeitenden die Stärke des Teams spüren und sich gut aufgehoben und geborgen fühlen. Für mich waren die Situation, die Leute und das Spital neu, denn ich habe die Leitung der Notfallstation mitten in der Krise im April 2020 übernommen. Meine Strategie war es, ob der Fülle der neuen Herausforderungen, die so eine Stelle mit sich bringt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das Team so gut wie möglich an der Front zu verstärken. Ich war von Anfang an sehr beeindruckt, wie resilient, umsorgend und empathisch das Team der Notfallstation Wil in teils sehr schwierigen Situationen war.
Wie ist die Situation auf der Notfallstation momentan?
Wir befinden uns zwischen zwei Wellen und haben eine kurze aber wohlverdiente Verschnaufpause hinter uns. Die zweite Welle war in Wil heftig zu spüren und das Team der Notfallstation kam öfters an die Grenzen der Belastbarkeit. Wir hoffen alle, dass die dritte Welle nicht so heftig wird wie die letzte.
Rund ein Jahr nach der Etablierung des spitalinternen Ergotherapie-Angebots am Spital Wattwil zieht die SRFT am Standort Wil nach: Seit Januar 2021 wird die ambulante und stationäre Ergotherapie auch im Spital Wil angeboten. Das stationäre Leistungsangebot umfasst kognitive und alltagsspezifische Abklärungen, das Training von Alltagsaktivitäten sowie die Beratung für Patienten mit den verschiedensten Diagnosen.
Im ambulanten Setting werden Patienten mit kognitiven Einschränkungen wie beispielswiese vermindertem Kurzzeitgedächtnis, Defiziten bezüglich Konzentration und Aufmerksamkeit oder eingeschränkten Exekutivfunktionen behandelt. Mit Patienten, bei denen neurologische oder rheumatische Erkrankungen in den Händen oder Armen bestehen, arbeitet die Ergotherapie gezielt mithilfe von Sensibilitäts- und Wahrnehmungstrainings, Beweglichkeitsübungen sowie Koordination und Kraft, damit sie ihre Handlungsfähigkeit im Alltag verbessern können.
Dank der Zusammenarbeit zwischen der Ergotherapie und Dr. med. Natalie Köger, welche in Wil im letzten Jahr die rheumatologische Sprechstunde aufgebaut und diese in Wattwil per Anfang 2021 vom langjährigen Konsiliararzt Michael Späth übernommen hat, können Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen gleichzeitig ärztlich betreut und ergotherapeutisch behandelt werden. Diese ganzheitliche Behandlung unter einem Dach wird von den Patienten an beiden Standorten sehr geschätzt.
Anmeldung Patienten:
Ambulante Patienten können mit einem Verordnungsformular auf der SRFT-Webseite für die Ergotherapie angemeldet werden.
Für Patientinnen und Patienten mit Barett-Ösophagus besteht ein hohes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Der frühzeitigen Diagnose kommt daher grosse Bedeutung zu. Die Gastroenterologie im Spital Wil verfügt dazu über verschiedene diagnostische Möglichkeiten.
Ein Barrett-Ösophagus birgt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer intraepithelialen Neoplasie und eines Adenokarzinoms. Da die Progression über eine niedrig- und dann hochgradige intraepitheliale Neoplasie erfolgt, kommt der Überwachung der betroffenen Patienten grosse Bedeutung zu, zumal das Barrett-Karzinom den malignen Tumor mit dem grössten Anstieg der Inzidenz in den letzten zwei Jahrzehnten in der westlichen Welt darstellt.
Diagnostische Verfahren
Standard in der Gastroenterologie im Spital Wil ist die sogenannte Index-Endoskopie. Dabei wird eine sorgfältige Inspektion des distalen Ösophagus durchgeführt, bei der ein möglicherweise vorliegender Barrett-Ösophagus schon frühzeitig diagnostiziert werden kann. Die sorgfältige Inspektion des Barrett-Ösophagus findet unter Propofol-Sedierung des Patienten statt und erfolgt zunächst mit dem hochauflösenden Endoskop. Eine transparente Aufsatzkappe an der Spitze des Endoskops wird regelmässig verwendet, um die Stabilisierung der Position und die Inspektion zu erleichtern. Bei der Untersuchung wird ein zirkuläres Barrett-Segment pro Zentimeter über etwa eine Minute untersucht. Diese Empfehlung hat auch Einzug in die Qualitätsleitlinie der ESGE (European Society of Gastrointestinal Endoscopy) gehalten. Der erhöhte Zeitaufwand geht mit einer erhöhten Rate an diagnostizierten Neoplasien einher.
Bei Bedarf kann im Zuge der Index-Endoskopie auf weitere diagnostische Verfahren zurückgegriffen werden, die sich in unserem Alltag eingebürgert haben, so insbesondere die virtuelle Chromoendoskopie wie das Narrow Band Imaging (NBI, siehe Abbildung 1) und i-scan bzw. die Färbung mit Essigsäure (siehe Abbildung 2)
Durch das Sprühen von Essigsäure (1,5–2%ig) auf die Barrett-Schleimhaut kommt es zu einer Essigweiss-Reaktion der Mukosa, sodass sich deren Oberfläche weisslich darstellt. Im Falle des Vorliegens neoplastischer Areale im Barrett-Ösophagus verflüchtigt sich die Essigweiss-Reaktion deutlich schneller als bei nicht-neoplastischer Barrett-Schleimhaut. Dadurch «entfärben» sich Areale mit HGIN und frühem Barrett-Adenokarzinom rascher und imponieren dann rötlich.
Durch die erwähnten Methoden mit der entsprechenden Histologie kann eine zuverlässige Diagnose des Barrett-Ösophagus sowie allfälliger bösartiger Veränderungen der Schleimhaut sichergestellt werden. Zudem können regelmässige individuell auf den Patienten abgestimmte Kontrolluntersuchungen geplant werden.
Abbildung 2: Färbung mit Essigsäure
Was begeistert Sie am allermeisten in Ihrem Beruf?
Richtige Diagnosen, zufriedene Patienten und gut ausgebildete Assistenzärzte.
An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten?
An die persönliche Stellenzusage als Assistenzärztin Medizin im Spital Wil durch den Stv. Chefarzt Medizin, nachdem ich als zweifache Mutter mit einem Baby lange um eine Stelle suchen musste.
Wie erholen Sie sich von Stress?
Indem ich bei meiner Familie bin und mich an freien Tagen auf dem Vitaparcours mit lauter oder ganz ohne Musik, in den Bergen und im Wasser auspowere.
Was ist für Sie Inspiration?
Neue, spontane Ideen. Die beste Inspiration finde ich unterwegs beim Wandern, in der Natur und beim Sport. Auch auf langen und kurzen Reisen kann ich mich gut inspirieren lassen.
Wer oder was hat Sie in Ihrem Leben am meisten geprägt?
Mein Vater.
Helden Ihrer Kindheit?
Aus der Rubrik Unterhaltung waren es zum einen Benjamin Blümchen in der Kinderkasettenversion und David Hasselhoff mit dem sprechenden Auto KITT aus der TV-Serie Nightrider. Menschlich habe ich Katharina Witt bewundert. Die DDR-Eiskunstläuferin wurde 1984 und 1988 Olympiasiegerin. Als westdeutsches Kind, welches die DDR kannte, fand ich ihre Karriere faszinierend.
Ihre grössten Laster?
Selbstkritik, schnelle und alte Autos und mein grosser Bewegungsdrang.
Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben?
Ehrgeizig – zuverlässig – emotional.
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