
Riss des vorderen Kreuzbandes
Die Kreuzbänder stabilisieren und steuern die Bewegung des Kniegelenks. Bei übermässiger Belastung, wie sie häufig ihm Rahmen von Sportunfällen auftritt, kann es zu einer Kreuzbandruptur, also einem Riss, kommen. Häufig geschehen solche Verletzungen beim Skifahren oder Fussballspielen, wo der Fuss fixiert ist und das Knie gleichzeitig verdreht wird. Fast immer ist das vordere Kreuzband betroffen, während ein Riss des hinteren Kreuzbands nur sehr selten vorkommt. Typische Symptome des Kreuzbandrisses sind ein plötzlicher, einschiessender Schmerz, gefolgt von einem zunehmenden Anschwellen des Kniegelenkes. Das Knie ist durch die Schwellung in seiner Beweglichkeit häufig stark eingeschränkt und kann nur noch teilweise belastet werden.
Aufgrund der Schmerzen und der Schwellung ist das Knie häufig nicht ganz einfach zu untersuchen. Um Knochenverletzungen auszuschliessen, wird meist ein Röntgenbild erstellt. Um die Weichteile des Knies wie Bänder, Menisken zu untersuchen, veranlasst der Arzt insbesondere bei jungen oder sportlichen Patienten ein MRI. Damit kann nicht nur der Kreuzbandriss, sondern auch allfällige weitere beschädigte Strukturen feststellen. Häufig sind bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes auch das Innenband und Innenmeniskus verletzt.
Das Kreuzband ist sehr gut durchblutet. Bei einem Kreuzbandriss werden auch dessen Gefässe verletzt, was zu einer Einblutung ins Kniegelenk führt. Dieser Bluterguss bildet sich in den nächsten Tagen und Wochen selbstständig zurück. Manchmal kann der Erguss jedoch so schmerzhaft sein, sodass eine Entlastungspunktion notwendig ist. Dabei wird mit einer Spritze der Erguss abgesaugt. Dies stellt jedoch nur eine Schmerzbehandlung dar und muss nicht bei jeder Kreuzbandverletzung durchgeführt werden.
Nicht jeder vordere Kreuzbandriss muss operiert werden. Der Operationsentscheid ist teilweise abhängig von den Ansprüchen und des Alters der Patientin oder des Patienten. In manchen Fällen kann auf die OP mit der Inkaufnahme, dass das Knie über weniger Stabilität verfügt, verzichtet werden. Beispielsweise wird einem jungen Patienten, der wieder Fussballspielen möchte, eher zu einer Operation geraten als einem älteren, der weniger sportliche Ambitionen hat. Des Weiteren gibt es Menschen, die durch ein gerissenes Kreuzband im Alltag eine stark störende Instabilität des Knies wahrnehmen, während es andere weniger beeinträchtigt sind. Welche Faktoren hier eine Rolle spielen, hat die Wissenschaft noch nicht gänzlich entschlüsselt.
Ein Kreuzband sollte entweder unmittelbar nach dem Unfall oder einige Wochen später, wenn das Knie abgeschwollen und wieder frei beweglich ist, operiert werden. Grund dafür ist die Entzündung, die in der Regel ein bis zwei Tage nach dem Unfall aufgrund der Reizung entsteht. Sie verursacht Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung des Knies, welche durch eine Operation in diesem Moment verstärkt werden würde, was die Rehabilitation des Knies erschwert. Deshalb wird noch vor der Entzündungsreaktion operiert oder wenn sie – je nach Patienten – nach vier bis acht Wochen abgeklungen ist.
Wenn keine Begleitverletzungen wie z. B. grössere Meniskusverletzungen vorliegen, die eine Operation zwingend machen, werden Sie an die Physiotherapie überwiesen. Dort arbeitet man zuerst mit Ihnen daran, das Knie wieder beweglich und entzündungsfrei zu bekommen. In den meisten Fällen ist es nach einigen Wochen wieder möglich, sich im Alltag normal und ohne Schmerzen zu bewegen. Danach beginnen Sie mit einem Kraftaufbau und trainieren den Gleichgewichtssinn für das Knie. Da das Kreuzband nicht nur ein Stabilisator im Knie ist, sondern auch ein Sensor, der über verschiedene Nervenbahnen Rückmeldung gibt, wie das Knie belastet wird und wann welche Muskeln angespannt werden müssen, um das Knie dynamisch zu stabilisieren. Bei manchen Patienten gelingt es gut, diese dynamische Stabilität zu trainieren, sodass sie im Alltag und beim Sport wenig Einschränkungen verspüren. Falls beabsichtigt wird, ohne Kreuzband Sport zu betreiben, ist ein kontinuierliches Training und gutes Aufwärmen vor dem Sport besonders wichtig.
Sollten Sie jedoch mit dem Knie immer wieder wegknicken oder es fühlt sich instabil an, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden. Denn in solchen Fällen steigt das Risiko für eine erneute Verletzung mit zusätzlichen Verletzungen der Seitenbänder und Menisken.
Vor jeder Operation gibt es standardisierte Prozesse, die den Ablauf und die Patientensicherheit sicherstellen. Sobald diese Vorbereitungen abgeschlossen sind und die Narkose wirkt, beginnt die eigentliche Operation. Mit einer Kniegelenksspiegelung, einer Arthroskopie, wird nochmals kontrolliert, ob keine Meniskusverletzung vorliegt. Bei der anschliessenden Kreuzbandplastik wird das Ersatzkreuzband, das aus Sehnen von der Innenseite der Kniekehle erstellt wird, an den Enden des ursprünglichen Kreuzbands mit einem kleinen Plättchen und/oder Schrauben am Knochen befestigt. Bevor die Wunde zugenäht wird, erfolgt die Kontrolle zur Beweglichkeit und Stabilität des Knies. Je nach Begleitverletzungen erhalten Sie nach der OP eine Schiene.
In der Regel dauert der Spitalaufenthalt zwei Nächte. Am Tag nach der Operation werden Sie in der Physiotherapie aufstehen und das Knie bewegen. Sobald Sie sich selbstständig sich bewegen können, dürfen Sie die Therapie von zuhause weiterführen. Zu Beginn liegt der Fokus der Physiotherapie auf abschwellenden Massnahmen und der Bewegung des Knies. Im Anschluss wird mit Ihnen Kraft trainiert, sodass Sie wieder ein normales Gangbild erlangen. Gerade nach der Operation werden die Muskeln um das Kniegelenk sehr wenig gebraucht, durch die Schonung wird die Muskulatur schwächer und nimmt an Volumen ab. Diese gilt es nun in der Physiotherapie wieder aufzutrainieren, sodass die Kraft wie vor dem Unfall vorhanden ist. Dieser Prozess benötigt Zeit. Als Vergleich: Spitzensportler benötigen mindestens vier bis fünf Monate dafür.
Das neue Kreuzband gibt dem Knie von Anfang an gute Stabilität. Bis es seine endgültige Stabilität erreicht hat und gut im Knochen eingewachsen ist, dauert es in etwas vier Monate.
Grundsätzlich sollte während mindestens fünf Monaten nach dem Kreuzbandriss kein Sport betrieben werden. Danach ist der Fitnesszustand des Knies entscheidend: Sind der Gleichgewichtssinn und die Kraft des operierten Beins bei mindestens 90% des nicht operierten Beins wieder vorhanden, sind die Voraussetzungen für Sport gegeben.
Bei jeder Operation gibt es spezielle Risiken. Häufig wird nach der Kreuzband-Operation eine Bewegungsfreiheit des Beins festgestellt, die aber mithilfe der Rehabilitation schrittweise zurückgeht. In selten Fällen bilden sich trotz Rehabilitation Narbengewebe, das verhindert, dass das Knie vollständig gestreckt und gebeugt werden kann. Bleibt eine relevante Bewegungseinschränkung vorhanden, kann mit einer arthroskopischen Operation das Narbengewebe entfernt werden. Als weiteres Risiko ist eine Verletzung des Ersatzkreuzbands bei einem erneuten Unfall zu nennen. Dies wird häufig bei noch nicht wieder voll trainierten Knien beobachtet. Als eine seltene Komplikation kommt es zu einer Infektion bei der Kreuzbandoperation ein. Mit einer oder mehreren erneuten Arthroskopien wird versucht, so viele Krankheitserreger wie möglich aus dem Knie zu spülen und mithilfe von Antibiotika wird der Infekt bekämpft. Häufig ist es dabei möglich, das das neue Kreuzband zu erhalten.
Die häufigsten Probleme mit operierten Kreuzbändern sind Bewegungseinschränkungen und Instabilitäten. Je nachdem wie lange die Operation her ist, kann mit einer intensiven Bewegungstherapie versucht werden, die Beweglichkeit zu verbessern. Ansonsten sind weitere Abklärungen, häufig ein weiteres MRI, nötig, aufgrund deren Ergebnissen ein Therapievorschlag mit Ihnen besprochen wird.
Es gibt Sportarten z. B. Fussball oder Skifahren, die eine besonders hohes Risiko bergen, sich eine Verletzung des Kreuzbandes zuzuziehen. Grundsätzlich gilt, je besser trainiert ein Knie ist, umso tiefer das Risiko für eine Verletzung. So hat zum Beispiel die FIFA ein Präventionsprogramm entwickelt, um insbesondere das Knie gut zu trainieren und so die hohe Zahl der Verletzungen im Fussball zu senken.
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