
Kniegelenksarthrose
Das Knie ist eines der am häufigsten von Arthrose betroffenen Gelenke. Als grosses Gelenk ist es im Alltag und besonders beim Sport hohen Belastungen ausgesetzt. Eine Arthrose kann verschiedene Ursachen haben: Am häufigsten tritt sie als eine Alterserscheinung auf, bei welcher der zwischen den Knochen liegende Knorpel schrittweise ausgedünnt wird. Als Folge entstehen schmerzhafte Entzündungen, weil die schützende Knorpelschicht fehlt und Knochen an Knochen reibt. Im schlimmsten Fall wird der Knochen gar nicht mehr von Knorpel bedeckt und es kann zu knirschenden Geräuschen bei Bewegung kommen.
Weitere Ursachen für Arthrose sind Verletzungen. Die Bänder und Menisken sorgen im Knie für eine kontrollierte Bewegung und Druckverteilung. Durch einen Kreuzbandriss kann beispielsweise das Kniegelenk instabil werden, was die Abnutzung des Knorpels schneller voranschreiten lässt und zu Knorpelschäden führen kann. Ähnliches kann bei Knochenbrüchen im Kniegelenk geschehen. Die Menisken verteilen den Druck im Kniegelenk und können diese Aufgabe nach einer Meniskusverletzung und -operation bei Spitzenbelastungen nicht mehr richtig wahrnehmen, was im Verlauf von Jahren und Jahrzehnten eine vermehrte Abnützung des Knorpels zur Folge haben kann.
Auch rheumatische Erkrankungen können eine Arthrose im Kniegelenk hervorrufen.
Häufig nehmen Betroffene Schmerzen bei Belastung wahr, die nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden. Nach starker Belastung kann das Knie anschwellen, weil sich aufgrund einer Entzündung Gelenkflüssigkeit im Kniegelenk sammelt. Diese Schwellung verschwindet normalerweise von selbst wieder. Je nach Fortschreiten der Arthrose nehmen Betroffene zunehmend eine Einschränkung der Belastbarkeit war: Längere Wanderungen werden mühsam, im fortgeschritten Stadium sogar schon Spaziergänge. Im Verlauf können Schmerzen in Ruhe oder in der Nacht auftreten, sodass die Betroffenen ohne Schmerzmittel nicht mehr schlafen können. Alle Beschwerden treten häufig zeitweise auf. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Phasen, seien es Tage oder Wochen, in denen starke Beschwerden auftreten, gefolgt werden von Phasen, in denen die Betroffenen keinerlei Symptome verspüren.
Starke Schmerzen am Kniegelenk, die länger anhalten, sind ein wichtiger Hinweis. Nach einem Gespräch mit Ihnen untersucht der Hausarzt das Knie und veranlasst gegebenenfalls ein Röntgenbild. Darauf können Anzeichen für eine Arthrose erkennbar sein. Manchmal wird bei Unklarheiten zusätzlich ein MRI des Kniegelenkes durchgeführt, dies ist jedoch nicht immer notwendig.
Die Behandlung ist sehr individuell und hängt von den Beschwerden ab: Wie stark sind die Schmerzen, wann treten die Schmerzen auf, werden regelmässig Schmerzmittel eingenommen? Ist eine Schwellung im Knie vorhanden, besteht eine Bewegungseinschränkung, sprich kann das Knie nicht mehr ganz gebeugt oder gestreckt werden? Wie sehr schränkt das Knie Sie im Alltag und in der Freizeit ein? Je nach Antworten auf diese Fragen können die Schmerzen mit Bewegungstherapie (Physiotherapie, Gruppentraining wie GLA:D) gelindert werden. Bei starker Schwellneigung und akuten Schmerzen kann eine Infiltration des Kniegelenkes durchgeführt werden. Auch wenn der Effekt häufig nur für eine gewisse Zeit anhält, hilft es, die akute Schmerzphase zu überbrücken. Als letzte Option kann eine Knieprothese in Betracht gezogen werden.
Bei jungen Menschen, die im Arbeitsleben stehen und insbesondere körperlich anspruchsvolle Berufe ausüben, ist man mit einer Prothese eher zurückhaltend, da einerseits für die hohen Ansprüche dieser Personen mit einer Knieprothese nicht immer ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden kann, andererseits mit einer Revisionsoperation im Verlauf des Lebens gerechnet werden muss.
Eine Knieprothese hat kein Ablaufdatum und muss nicht nach einer bestimmten Zeit ersetzt werden. In seltenen Fällen kann es bei einer Prothese zu Abnützungen oder anderen Problemen wie Lockerung oder Infektionen kommen. Aktuelle wissenschaftlichen Daten zeigen, dass zehn Jahre nach der Operation 95% aller Patientinnen und Patienten keine weitere Operation an der Prothese benötigten, nach 20 Jahren sind es immer noch 85%. Da das Durchschnittsalter der Patienten, die in der Schweiz und weltweit eine Prothese erhalten, ungefähr Ende 60 ist, ist es schwierig, klare Daten über die Lebenszeit von Prothesen über 20 Jahren zu erheben.
Vor jeder Operation gibt es standardisierte Prozesse, die den Ablauf und die Patientensicherheit sicherstellen. Sobald diese Vorbereitungen abgeschlossen sind und die Narkose wirkt, beginnt die Orthopädin/der Orthopäde mit dem ersten Schnitt. Zunächst werden die Kniescheibe, die Kniescheibensehen und die Oberschenkelsehne freipräpariert und das Kniegelenk inklusive Kreuzbändern und Menisken entfernt. Mit einer Probeprothese werden Position und Funktion der Prothese geprüft, bevor im Anschluss die endgültige Prothese eingesetzt und fixiert wird.
Bereits am Tag nach der Operation machen Sie in der Physiotherapie erste Schritte. So kurz nach der Operation können der Kreislauf und die Kraft deutlich eingeschränkt sein, deshalb ist es wichtig, dass Sie nicht alleine aufstehen, sondern dies zusammen mit unseren Physiotherapeutinnen und -therapeuten oder Pflegenden machen. Gewöhnlich ist nach einer Operation eine Vollbelastung erlaubt, jedoch aufgrund fehlender Kraft oder Schmerzen nicht immer sofort möglich. Schrittweise wird mit Ihnen das Laufen geübt, sodass Sie vor dem Spitalaustritt selbstständig an Krücken laufen und Treppen steigen können. Der Spitalaufenthalt dauert etwa vier bis sechs Tage. Die Dauer ist abhängig davon, wie schnell Sie wieder laufen können und wie gut Sie mit Ihrem neuen Kniegelenk zurechtkommen.
Die meisten Patientinnen und Patienten können nach dem Spitalaufenthalt nach Hause gehen und benötigen keine stationäre Reha. Wichtig ist, zuhause selbstständig weiter Übungen durchzuführen, um rasch wieder eine gute Beweglichkeit und Funktion des Knies zu erlangen. Unterstützend sollte zweimal pro Woche eine Physiotherapie besucht werden. Diese kann wohnortnah durchgeführt werden. Am besten melden Sie sich dafür bereits vor einer Operation an, sodass nach dem Spitalaufenthalt eine lückenlose Betreuung gewährleistet ist. Gemeinsam mit der Physiotherapie wird entschieden, wie lange Sie Stöcke benötigen.
Zudem sind regelmässige Kontrollen bei der Hausärztin bzw. beim Hausarzt nötig, um die Wundheilung und den postoperativen Verlauf zu überwachen.
Jede Person reagiert anders auf eine Operation. Manche kommen schnell wieder auf die Beine, andere benötigen mehr Zeit. Auch das Schmerzempfinden ist sehr unterschiedlich. Während einige Personen nach der Operation sehr wenige Schmerzen verspüren, sind andere länger auf Schmerzmittel angewiesen. Dies hat nicht direkt mit der Operationstechnik oder dem endgültigen Resultat zu tun. Patientinnen und Patientenbeschreiben häufig eine kontinuierliche Verbesserung der Schmerzen und der Funktion des Kniegelenks über das ganze erste Jahr nach der Operation. Bei einem künstlichen Kniegelenk dauert der Prozess etwas länger als beispielsweise bei einer Hüftprothese. Regelmässige Kontrollen bei der Hausärztin bzw. beim Hausarzt und Orthopädin/Orthopäden überwachen den Verlauf.
Prinzipiell ist eine gleichzeitige Operation an beiden Knien möglich. Da nach einem solchen Eingriff die Einschränkungen grösser sind und es länger dauert, bis die Selbstständigkeit wiedererlangt wird, setzt dies zwingend eine stationäre Rehabilitation voraus. Deshalb sollte ein solcher Eingriff mit Ihrer Orthopädin/Ihrem Orthopäden gut besprochen und wohl überlegt sein. Häufig ist es die einfachere Variante, zunächst eine Seite zu operieren und bei guter Erholung nach zwei bis drei Monaten die andere Seite zu operieren.
Mit einer Knieprothese ist es durchaus wieder möglich, Sport zu treiben. Es gibt jedoch Unterschiede bezüglich der Art von Sport. Leichter Sport wie Gehen, Velofahren, Schwimmen und Golf ist gemäss aktuellen Studien für über 90% der Patientinnen und Patienten wieder möglich. Mittelschwere Sportarten wie Wandern, Bergsteigen und Skifahren sind bei 64% und schwer belastende Tätigkeiten wie Joggen, Tennis oder Ballsportarten bei 43% wieder möglich.
Früher wurde Patientinnen und Patienten mit Prothesen eher von Sport insbesondere stark belastende Sportarten abgeraten, da man befürchtete, die erhöhte Belastung führe zu einer höheren Abnutzung der Prothese. Es konnte jedoch nicht klar nachgewiesen werden, dass sporttreibende Personen ein höheres Risiko für eine erneute Operation aufweisen. Daher wird den Patientinnen und Patienten zunehmend weniger von Sport abgeraten.
Rein mechanisch ist es kein Problem, auf dem operierten Knie zu knien. Ein Teil der Patientinnen und Patienten gibt jedoch an, dass es als unangenehm empfunden und deshalb vermieden wird.
Wie beweglich das Knie nach Implantation einer Knieprothese ist, hängt vor allem von der Beweglichkeit vor der Operation ab. Das heisst, je beweglicher ein Knie vor der Operation war, desto beweglicher wird es nach der Operation sein.
Bei einer Teilprothese wird im Gegensatz zur Totalprothese nur ein Teil des Kniegelenks ersetzt. In der Regel bleiben die Bänder des Knies erhalten. Dies hat zur Folge, dass sich eine Teilprothese für die Patientinnen und Patienten «natürlicher» anfühlt, die Rehabilitation schneller geht und das Knie beweglicher ist. Patientinnen und Patienten mit Teilprothese ist es häufiger möglich, wieder anspruchsvollen Sport zu betreiben.
Für die Indikation für eine Teilprothese gilt es die Beweglichkeit des Knies, die Bandstabilität sowie die Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel zu berücksichtigen. Zudem muss beim Entscheid bedacht werden, dass Patientinnen und Patienten, bei denen eine Teilprothese implantiert wurde, ein höheres Risiko für eine erneute Operation aufweisen.
Der Zeitpunkt der Operation hängt vor allem von Ihrem Leidensdruck ab. Weder Röntgenbild noch eine sonstige Untersuchung können Ihnen vorgeben, ob und wann Sie ein neues Kniegelenk bekommen sollten, da der richtige Zeitpunkt von ganz individuellen Faktoren abhängig ist. Häufig benötigen Patientinnen und Patienten eine gewisse Zeit, um sich für einen solchen Eingriff zu entscheiden. Vor einem Entscheid sollten bereits konservative Behandlungen zur Verbesserung der Situation ausgeschöpft worden sein und in einer Beratung durch die Hausärztin/den Hausarzt und/oder Kniespezialistin/en sollte Ihr Leidensdruck gegenüber dem Aufwand der Operation und Rehabilitation abgewogen werden.
Ja und nein. Aus rein operativer Sicht kann ein Knie fast immer operiert werden. Betrachtet man die Patientin/den Patienten ganzheitlich, sollte man jedoch nicht warten bist die Schmerzen und Einschränkungen zu gross werden und man in seiner Lebensqualität zu stark eingeschränkt ist.
Eine Knieprothesen-Operation stellt einen nicht unerheblichen Eingriff mit einer Belastung für den Körper dar. Insbesondere bei Vorerkrankungen des Herzens müssen Voruntersuchungen durchgeführt werden, um das Risiko besser einschätzen zu können. Trotz aller Vorbereitungen bleiben die üblichen Operationsrisiken bestehen. Spezifische Probleme bei Knieprothesenoperationen können Implantatslockerungen, Infektionen, Bewegungseinschränkungen und eine Instabilität des Gelenkes sein. Verletzungen von Nerven oder Gefässen sind sehr selten.
Prinzipiell sind mehrere Operationen am Kniegelenk möglich. Jedoch wird jeder erneute Eingriff schwieriger und häufig lässt sich nicht ein gleich gutes Resultat erzielen, wie bei der ersten Knieprothese.
Versteifungsoperationen sind extrem selten. Damit muss und sollte nicht gerechnet werden.
In seltenen Fällen kann es leider vorkommen, dass Patientinnen und Patienten mit dem Ergebnis einer Operation nicht zufrieden sind. In einem solchen Fall wenden Sie sich an Ihre Orthopädin/Ihren Orthopäden. Sie werden Sie je nach Ergebnissen der Untersuchung, Zeitdauer seit der Operation und Art Ihrer Beschwerden und einem sinnvollen Vorgehen beraten. In schwierigen Situationen kann eine unabhängige Zweitmeinung hilfreich sein.
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